Frank V. Die Komödie einer Privatbank. 

41 hoch motivierte Theater-AGler unter der Leitung von Gaby Reetz, 12 engagierte Musiker unter der Leitung von Martin Hauschild und 3 kreative Techniker sind sich sicher, dass es gelingen wird, den Stoff lebendig zu transportieren, denn, so Dürrenmatt, den Problemen der heutigen Gesellschaft kommt man nur noch mit der Komödie bei!

Die Premiere ist am 17.3.2015 um 20Uhr. 

 

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Egal, wem wir erzählt haben, was wir in diesem Jahr spielen: „Frank V.“ kannte keiner, egal ob Freunde, Bekannte oder Kollegen. Auch Deutschlehrer nicht! (Und die kennen eigentlich alle Dürrenmatt-Stücke!)

Es lag schon länger im Literaturfundus der Theater-AG. Wir hatten es in den vergangenen Jahren immer mal wieder herausgefischt, haben es aber zu ungenau gelesen, um die Feinsinnigkeit des Humors, aber auch den Hammer der Groteske, der unter der Oberfläche liegt, zu entdecken.

Diesmal erging es uns anders. Wir hatten schon viel gelesen und verworfen, also nahmen wir uns die Komödie noch einmal genauer vor.

Verführt hat uns dann die Thematik. Bestochen hat uns, wie man 1958 ein Stück schreiben kann, das davon handelt, wie sich eine Bank in den Ruin wirtschaftet und anschließend vom Staat gerettet wird.

Die Privat-Bank Gottfried Franks (der fünfte in der Generationsfolge), die er gemeinsam mit seiner Frau Ottilie führt, gerät in immer größere Krisen. Ihre Geschäfte basieren auf Kriminalität, auch wenn Frank V. eigentlich so gerne gut sein will und lieber geistigen Dingen nachgehen und Goethe und Mörike lesen möchte. Seine Frau Ottilie jedoch hat die Zügel in der Hand. Geldgier, Korruption und kriminelle Machenschaften sind Voraussetzungen dafür, dass die Geschäfte gedeihen und diesem sind alle unterworfen vom Prokurist über die Schalterbeamten bis zum Azubi. Dem kapitalistischen Geist wird alles geopfert. Gleichzeitig gerät die Bank derartig in eine Schieflage, dass die Franks allmählich aussteigen wollen. So gibt Frank V. zunächst vor zu sterben und wird beerdigt, allerdings liegt ein anderer im Sarg. Seine Frau will später folgen, sie hat aber noch einiges (mit ihm gemeinsam) zu erledigen. Ihre beiden Kinder haben sie vermeintlich in behüteten Verhältnissen erzogen, d.h. sie haben sie Internaten und fremden Menschen überlassen in der Hoffnung, dass sie von Korruption und Kriminalität der Bank nichts erfahren. Aber ohne wirklichen familiären Bezug geraten beide ebenfalls in gesellschaftlich schiefe Lagen, erfahren aber durchaus von den Machenschaften ihrer Eltern. Sie beginnen, Vater und Mutter zu erpressen, um die Bank zu übernehmen, ohne dass die Eltern wissen, wer die Erpresser sind. Doch bevor Sohn und Tochter die neuen Chefs der Bank werden, steht erst mal der Staat für sämtliche Schulden und Finanzkrisen ein. Der Staatspräsident wird zum Retter, die Kinder starten neu, Herbert wird Frank VI.

In grotesk überzeichneter Weise, mit modellhaft zugespitztem Zeitbezug verdeutlicht die Komödie, dass Geldgier und Menschlichkeit nicht vereinbar sind. Wer sich dem kapitalistischen Denken nicht fügt, wird dem Diktat der Macht- und Finanzinteressen unterworfen, Skrupel und Moral spielen keine Rolle. Genau wie in Dürrenmatts Komödie symbolisch verdeutlicht, erfahren wir auch heute, wie Banken, Spekulanten und Abzocker international die Kassen plündern und anschließend den Staat zur Hilfe rufen.

Ob diese Themen bei der Uraufführung 1959 zu „früh“ angesprochen wurden? Wir wissen es nicht. Der Funke verglühte schnell, das Stück wurde nur sehr selten aufgeführt.

Heute ist es wieder hochaktuell. Die Symbolik passt. Also haben wir uns dafür entschieden. Dass es eine Oper sein soll, haben wir gestrichen. Szene für Szene sind wir durchgegangen und haben entschieden, welche Live-Musik für uns interessant ist und wie sie die Dialoge ergänzen soll. Moderne theaterästhetische Mittel sollten zur Modernität oder zumindest zur Zeitlosigkeit des Stücks beitragen. Schon beim Lesen, aber so richtig dann beim Inszenieren der Szenen entdeckten wir Stück für Stück den Humor, den versteckten Witz, das Komödienhafte und die Chancen, die für uns in der Groteske und ihren Überzeichnungen liegen.

Text und Bild: Gaby Reetz (Regisseurin und Leiterin der Theater-AG)

 

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